Diese „Reise“ wollte anscheinend niemand verpassen. Unter großem Besucherzuspruch eröffnete Bürgermeister Otto Steinkamp am Freitag (28. Februar) die Ausstellung der Ökumenischen Hospizgruppe unter dem Titel „Letzte Reise – mein Koffer“. Das Foyer des Rathauses füllte sich dabei so sehr, dass die Organisatoren beinahe die Türen hätten schließen und den spät eintreffenden Gästen die „Mitreise“ hätten verwehren müssen.
80, 90, 100 Gäste – das ist die durchschnittliche Besucherzahl bei Ausstellungseröffnungen im Wallenhorster Rathausfoyer. Doch zur Vernissage am vergangenen Freitag kamen über 230 Interessierte. Gezeigt wurden keine Kunstwerke, sondern Koffer – symbolisch gepackt für die letzte Reise vom Leben in den Tod. Wobei manch ein Exponat durchaus künstlerisch wertvoll erscheint.
Viele Erinnerungen als Reisegepäck
Die von 40 Wallenhorster Bürgerinnen und Bürgern sowie lokalen Persönlichkeiten zur Verfügung gestellten Koffer und Taschen sind gefüllt mit zahlreichen persönlichen Gegenständen, die die Besitzer auf ihre letzte Reise mitnehmen würden. Viele Erinnerungen an die Familie, den Beruf oder das Hobby wurden liebevoll verpackt. „Mein Koffer, gepackt mit glücklichen Momenten. Gepackt mit einer sorglosen Kindheit, einer sportlichen Jugend und dem ganzen Glück der Gegenwart“, schreibt beispielsweise Jessica von den Benken als Erläuterung zu ihrem Ausstellungsstück, das mit Fotos, Skiern und dem Text von Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ gefüllt ist. Michael Lührmann würde auf seine letzte Reise unter anderem das Antoniuskreuz und seine Regenbogensocken mitnehmen. Mit leichtem Gepäck reisen möchte hingegen Prof. Dr. Winfried Hardinghaus. Sein Koffer ist leer. Dazu schreibt er schlicht „Danke“.
Jubiläum der Hospizgruppe
Anlass der Ausstellung ist das 25-jährige Bestehen der Ökumenischen Hospizgruppe in Wallenhorst. Bürgermeister Otto Steinkamp gratulierte herzlich dazu und dankte den Ehrenamtlichen „nicht nur für die Organisation dieser Ausstellung, sondern insbesondere für Ihre in den vergangenen 25 Jahren geleistete wertvolle Arbeit – verbunden mit dem Wunsch, dass Sie diese auch in Zukunft genauso engagiert fortführen mögen.“ Die Gäste bat er im Sinne des Ausstellungszwecks, sich mit dem Thema Tod auseinander zu setzen. „Kommen Sie bitte miteinander ins Gespräch.“
Den Tagen mehr Leben geben
Superintendent i.R. Burghard Klemenz führte in die Ausstellung ein. Von 1989 bis 2001 war er Pastor der Andreasgemeinde und gehört zu den Mitbegründern der Hospizgruppe. Er sagte: „Wir können den Menschen nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.” Wichtig war auch ihm die Auseinandersetzung mit dem Tod. Beim Kofferpacken gehe es um die individuelle Vorbereitung auf die letzte Reise, denn in Wahrheit würden wir nichts mitnehmen.
Musikalisch begleitet wurde die Vernissage durch das Jugendstreichquartett »Amiche delle corde« unter Leitung von Christiane Kumetat und Evelyn Baller.
Ausstellung
Die Ausstellung ist bis Freitag (27. März) während der Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung zu sehen: montags, mittwochs und freitags von 8 bis 16 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr.