Nur einen Ratsherren gibt es in Wallenhorst, der dem Rat auf den Tag genauso lang angehört, wie es in der Gemeinde einen regulär gewählten Rat gibt. Für diese 40-jährige Ratsmitgliedschaft in der 40-jährigen Gemeinde wurde am Donnerstag (13. Dezember) Alfons Schwegmann geehrt.
Der stellvertretende Bürgermeister und SPD-Politiker war nach der Gemeindegründung und der Zeit des Interimsrats im Oktober 1972 erstmals in den Rat gewählt worden. Seither gehört er dem Gremium ununterbrochen an.
Während seiner Ratsarbeit engagierte sich Alfons Schwegmann in zahlreichen Ausschüssen und Funktionen. Unter anderem war er 20 Jahre lang Vorsitzender des Feuerwehrausschusses und 16 Jahre ehrenamtlicher stellvertretender Bürgermeister. Als solcher vertritt er bis heute Bürgermeister Ulrich Belde bei repräsentativen Terminen.
Schwegmanns Verdienste würdigte neben Belde auch Reinhard Scholz, Samtgemeindebürgermeister der Samtgemeinde Artland und Vorstandsmitglied im Kreisverband Osnabrück des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB). Er verlieh Schwegmann im Namen des NSGB die Ehrennadel in Gold und eine Urkunde.
Dabei betonte Scholz die wichtige Bedeutung der Kommunalpolitik, die elementare Lebensbereiche betreffe. Angesichts der trotzdem niedrigen Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen sei es eine Kernaufgabe, diese Bedeutung vor allem jungen Leuten neu bewusst zu machen.
Dazu trügen Kommunalpolitiker wie Alfons Schwegmann bei. Er sei über die Jahre zu einem echten „Allrounder“ geworden. „Es ist eine Lebensleistung, all diese Themen neben der Familie und dem Berufsleben geschafft zu haben“, sagte Reinhard Scholz.
Der Wallenhorster Bürgermeister Ulrich Belde verglich den Jubilar mit einem 40-jährigen Geburtstagskind. Genauso habe er eine Richtung eingeschlagen, sich verschiedenen Themen gewidmet, Schwerpunkte gesetzt und dabei immer die Offenheit für neue Fragen gewahrt.
Vier Jahrzehnte ehrenamtlicher Arbeit seien umso mehr eine Leistung, wenn man sie in einem Amt erbracht habe, „das viel inhaltliche Arbeit und auch starke Nerven erfordert – denn die Rückmeldungen und Anliegen, die Politikerinnen und Politiker erhalten, sind oft eher negativ und fordernd.“ Dementsprechend verdiene es hohen Respekt, wenn jemand dies über einen solchen Zeitraum nicht nur aushalte, sondern konsequent weiter politisch arbeite, betonte Belde.
Alfons Schwegmann selbst warf einen zum Teil augenzwinkernden Rückblick auf Erfahrungen und Anekdoten aus 40 Jahren Ratsmitgliedschaft. Unter anderem schilderte er die Vorbehalte, die es 1972 gegen die Bildung der Gemeinde Wallenhorst aus den bis dahin selbstständigen Gemeinde Hollage, Lechtingen, Rulle und Wallenhorst gegeben habe.
Als in den 70-er Jahren nicht immer einfach bezeichnete Schwegmann es, als Sozialdemokrat „in einer damals durch und durch schwarz geprägten Gemeinde“ Politik zu machen. Geradezu „hochdramatisch“ seien mehrere Wahlen der Hauptverwaltungsbeamten verlaufen.
Positiv hingegen sei die Erfahrung, die er nach 39 Jahren in der Opposition seit der Kommunalwahl 2011 machen dürfe, nämlich der Ratsmehrheit anzugehören. „Das ist zur Abwechslung und zum Finale meiner Ratsarbeit auch mal sehr schön“, räumte der Jubilar ein.
Als seinen Wunsch zum Jubiläum formulierte er eine persönlich gewonnene Erkenntnis: „Wer ein echter Demokrat sein will, der muss mit Entscheidungen, in denen er unterlegen ist, leben, der muss Mehrheitsentscheidungen akzeptieren, auch wenn sie nicht seine sind, und darf sich ihrer Umsetzung nicht in den Weg stellen.“ Das falle oft schwer, aber Demokratie sei eben anspruchsvoll. „Glauben Sie mir: Jemand wie ich, der in 39 Oppositionsjahren bei 98 Prozent aller Kampfabstimmungen nicht auf der Siegerseite stand, weiß, wovon er spricht“, so Schwegmann abschließend mit einem Augenzwinkern.