Mit Karl dem Großen hat die Gemeinde Wallenhorst in doppelter Hinsicht eine enge Verbindung. Als mutmaßlicher Begründer der Alten St. Alexanderkirche hat er hier historische Spuren hinterlassen. Allgegenwärtig ist er heute noch im Rathausfoyer als hölzerne Statue.
Karl der Große (2. April 747 - 28. Januar 814), auch Karl I. genannt, aus dem Geschlecht der Karolinger war seit dem 9. Oktober 768 König des Fränkischen Reiches und seit dem 25. Dezember 800 Römischer Kaiser. Beigesetzt wurde er im Aachener Münster. Er gilt seit dem Mittelalter als einer der größten Herrscher des Abendlandes und ist im Foyer des Wallenhorster Rathauses „mit Nägeln gespickt“ verewigt. Doch wie kam die außergewöhnliche Statue, die Karl den Großen im Krönungsornat und mit den Zeichen seiner Macht zeigt, hierher?
Geschaffen vom Osnabrücker Bildhauer Heinrich Wulfertange (1854 - 1924), diente das hölzerne Standbild in der Osnabrücker Region als Symbol für die „Nationalgabe“. Bei dieser Spendenaktion verkaufte das Rote Kreuz im Ersten Weltkrieg Nägel. Der Erlös kam den Hinterbliebenen gefallener Soldaten zugute. Die erworbenen Nägel konnten die Spender in vorgebohrte Löcher einsetzen. Über 30.000 Nägel verleihen seither der Statue ihr charakteristisches Muster.
Ähnliche Aktionen fanden mit unterschiedlichen Symbolen in allen größeren Städten des damaligen Deutschen Reiches statt. In Osnabrück kamen so – bei Preisen zwischen 50 Pfennig und 1.000 Mark pro Nagel – insgesamt 117.000 Mark zusammen.
Die Statue stand zunächst in der Osnabrücker Rathaushalle, später in der Backhaus-Realschule. Um Diebstähle der zum Teil vergoldeten und versilberten Nägel zu vermeiden, stellte man sie nach dem Zweiten Weltkrieg unter. Anfang der 1970er Jahre tauchte die Statue beim Aufräumen des Schuldachbodens wieder auf und sollte zunächst entsorgt werden.
Die Gemeinde Wallenhorst nahm sich der Statue an, ließ sie restaurieren und gewährt Karl dem Großen, der als mutmaßlicher Begründer der Alten St. Alexanderkirche schließlich auch in Wallenhorst historische Spuren hinterlassen hat, seither Asyl. Und so steht er noch heute als stummer Zeuge der Geschichte im Rathausfoyer.
Dort können interessierte Besucher die Statue zu den Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung (montags, mittwochs und freitags von 8 Uhr bis 16 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 8 Uhr bis 17.30 Uhr) besichtigen; zurzeit in bester Gesellschaft weiterer gekrönter und adeliger Häupter, die noch bis Freitag (28. Februar) in der Ausstellung "Farbenfroher Hochadel" des niederländischen Künstlers Jim ter Kuile gezeigt werden.
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