Den „Stein des Anstoßes 2022“ – den Ehrenamtspreis der Gemeinde Wallenhorst – überreichte Bürgermeister Otto Steinkamp am Freitag (4. November) in der Wittekindhalle an Wolfgang Himmel. Passend zum Jahresthema „In Wallenhorst – Kunst und Kultur haben viele Gesichter“ würdigte die Jury damit einen Kunstschaffenden, der sich im Umfeld des Kulturdenkmals Windmühle Lechtingen ehrenamtlich engagiert und sein Wissen auch weitergibt.
„Unser Preisträger engagiert sich seit 30 Jahren kulturell und schafft Kunst in einer nachhaltigen Form, nachhaltiger geht es schon gar nicht mehr“, erläuterte Gabi Münch seitens der „Tag des Anstoßes“-Jury in ihrer Laudatio. Er habe in der Gemeinschaft eines Vereines maßgeblich dazu beigetragen, dass die Windmühle Lechtingen vor dem Verfall bewahrt wurde und zu einem der heutigen „Leuchttürme“ der Gemeinde Wallenhorst geworden sei. Dabei engagiere er sich unabhängig von Positionen, die vielleicht mit Einfluss oder Ansehen verbunden wären. „Aus den eigenen Reihen wird er als leise und zurückhaltend beschrieben, große Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit seien charakteristisch für ihn“, so Münch. Darüber hinaus gebe Wolfgang Himmel sein Wissen auch in Form von Schweißseminaren weiter, in denen er Material und Geräte kostenfrei zur Verfügung stelle, mit dem Ziel, die Kunstfertigkeit der Schaffung von Schrottkunst zu verbreiten.
Ehrengäste im Gespräch
Im Gespräch mit Ludger Abeln, der die Ehrenamtsgala moderierte, berichtete Himmel, er habe gar nicht gewusst, dass seine Arbeit an der Windmühle in Lechtingen ein Ehrenamt sei. „Es war eine Tätigkeit, die einfach Spaß gemacht hat.“ Im Umfeld der Mühle sei auch seine Sammelleidenschaft für Mausefallen entstanden. Die stattliche Sammlung von rund hundert Exemplaren aus aller Welt ist dort im benachbarten Trafohäuschen zu bewundern, in dem der Künstler eigens dafür einen Paternoster eingebaut hat. Seine Kunstwerke aus Schrott bereichern ebenfalls den öffentlichen Raum rund um die Windmühle Lechtingen. Das größte und wohl bekannteste: die Skulptur des Don Quijote auf seinem Pferd Rosinante.
Von ihren Erfahrungen in Kunst und Kultur berichteten auch die Schauspielerin Helga Reichert und Nils-Arne Kässens, Direktor des Osnabrücker Museumsquartiers. Kässens hob die Bedeutung des Ehrenamts für den künstlerischen und kulturellen Bereich hervor. Kunst und Kultur würden das Ehrenamt brauchen. Es sorge etwa dafür, dass Kunst und Kultur auch abseits der großen Metropolen im ländlichen Raum stattfinden könne. Ehrenamt, Kunst und Kultur hätten gemeinsam, dass sie Vielfalt fördern würden. Wie wichtig genau das ist, betonte Reichert und erklärte, dass die Spaltung der Gesellschaft bald ein größeres Problem darstelle als Corona und der Krieg. Da könnten Kunst und Kultur zur Besserung beitragen, weshalb sie systemrelevant seien. Das sah auch Steinkamp so. „Kunst und Kultur ist für mich eine Pflichtaufgabe der Kommunen.“ Man könne hier in Zeiten knapper Finanzen zwar über Art und Umfang reden, sie aber nicht einsparen, wie es bei anderen freiwilligen Leistungen gegebenenfalls möglich sei.
Helga Reichert sprach auch über ihre persönlichen Erfahrungen, als mit Beginn der Pandemie der gesamte Kulturbereich zusammengebrach. Der studierten Juristin („Vorteil: ich kann meine Verträge selbst lesen“) sei es wichtig gewesen, etwas in der Zeit zu tun. „Wenn wir warten, dass es so läuft wie vor Corona, können wir noch lange warten“, sagte sie auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg und dessen Folgen. Man müsse weitermachen und die Angebote gegebenenfalls anpassen. So gründete sie im vergangenen Jahr eine gemeinnützige GmbH zur Förderung der Kulturguts Film. Auch das Ehrenamt an sich habe ihr in der Coronazeit sehr geholfen. „Die Arbeit im Familienzentrum war ein Anker in dieser Zeit. Sie hat mir eine Struktur und Aufgabe gegeben, wo beruflich alles weggebrochen ist.“ Chancen nutzte auch Kässens: „Direktor eines geschlossenen Museums zu sein, war sehr deprimierend, aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen und haben in Sachen Digitalisierung einen Riesenschritt gemacht.“
Theater, Sport und Musik im Rahmenprogramm
„Himmlisch“ – wie Laudatorin Gabi Münch sagte – war nicht nur der Preisträger, auch das Showprogramm präsentierte sich entsprechend: Sänger „Heaven“ gab sich die Ehre, allerdings nicht mit seiner musikalischen Stammbesetzung, sondern mit einer Gruppe der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, die in der Coronazeit vor Alten- und Pflegeheimen mit „Mach das Fenster auf“-Konzerten gute Stimmung verbreitete. Sie boten den Gästen „Lieder, die jeder mitsingen kann“ – und dementsprechend auch sollte. Fast himmlische Höhen erreichten auch die Blue Sparks, die Cheerleader der Sportfreunde Lotte. Die zehn Tänzerinnen präsentierten zwei mit akrobatischen Einlagen versehene Showtänze, von denen sie einen während des Lockdowns zuhause online einstudiert hatten. Für satten Sound sorgte wie gewohnt die Brockhouse Big Band, die das Programm begleitete, aber auch mit einem eigenen Set für gute Unterhaltung sorgte.
Nächstes Jahr steht die Jugend im Fokus
Zum Abschluss des Abends präsentierte Ludger Abeln das Thema zum nächsten Tag des Anstoßes. Es lautet „Aktiv im Ehrenamt – Jugend mischt mit“. Wer zum Thema passende Vorschläge für eine Preisträgerin oder einen Preisträger hat, darf sich gerne schon im Rathaus melden.