Vor rund 550 Gästen in der stimmungsvoll hergerichteten Sporthalle und zahlreichen weiteren Zuschauern, die die Ehrenamtsgala der Gemeinde Wallenhorst coronabedingt „nur“ via Livestream verfolgen konnten, überreichte Bürgermeister Otto Steinkamp den „Stein des Anstoßes“ am Freitag (5. November) an Christian Voßgröne. Passend zum Thema „Natur bewahren – Wallenhorst macht mit“ würdigte die Jury damit seinen bewussten Umgang mit der Natur und die ehrenamtliche Wissensvermittlung an Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Bauernhof-AG der Erich-Kästner-Schule.
„Wir haben aufgrund der eingegangenen Vorschläge für den Stein des Anstoßes erfahren dürfen, dass viele Wallenhorster Bürgerinnen und Bürger sich ehrenamtlich für die Erhaltung der Natur und ihrer Ressourcen engagieren und sich für ein nachhaltiges Leben stark machen“, erläuterte Konrad Bayer in seiner Laudatio. Lenken wolle die Jury den Blick aber auf die Menschen, die im Einklang mit der Natur leben, sie achten und bewahren. „Wir zeichnen in diesem Jahr eine Person aus, die gerade dort mit ihrem Engagement ansetzt und die sich in herausragender, vorbildlicher Weise seit vielen Jahren für eine artgerechte Tierhaltung und einen ökologischen Gemüse- und Obstanbau einsetzt.“ Seinen Hof in Hollage, den er neben seinem Beruf bewirtschafte, habe Voßgröne anfangs einem Kartoffelprojekt für Arbeitsuchende zur Verfügung gestellt und seit nunmehr 20 Jahren der Hollager Erich-Kästner-Schule, die hier unter seiner Anleitung ihre Bauernhof-AG anbietet. Christian Voßgröne vermittele den Kindern dabei einen bewussten, verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und gebe Wissen über Pflanzen und Tiere auf spielerische Weise weiter, so Bayer. „Dadurch erhalten die Kinder eine Wertebildung, die sie ihr ganzes Leben begleitet und ihre Persönlichkeit prägen wird.“
Ehrengäste im Gespräch
Über den Schutz der Meere und seine Arbeit unter wie über Wasser berichtete Meeresbiologe Uli Kunz. Im Gespräch mit Moderator Ludger Abeln, der wie gewohnt charmant und routiniert durch den Abend führte, erklärte er, dass wir zwar wissen würden, was zu tun ist, aber es nur in ganz kleinen Bereichen tun würden. Nachhaltig leben müsse noch viel tiefer gehen. „Meine Herangehensweise ist, so viele Tiere wie möglich zu schützen, denn jedes Tier hat seinen Platz in der Nahrungskette“, erläuterte der sympathische und gut aufgelegte Ehrengast. „Wir müssen verstehen, dass wir nicht nur den Wal schützen müssen, sondern auch die Wälder unter Wasser.“ Die Ozeane seien die größten Lebensräume.
Artenschutz war auch ein Anliegen von Prof. Dr. Werner Wahmhoff. Der ehemalige stellvertretende Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt war kurzfristig für die in Berlin in den Koalitionsverhandlungen eingebundene Landrätin Anna Kebschull eingesprungen. Vor 150 Jahren habe mehr als die Hälfte der Fläche von Wallenhorst aus Heide bestanden, heute ließen sich Straßennamen wie Nasse Heide oder In der jungen Heide aus dem Erscheinungsbild der Umgebung nicht mehr ableiten. Die letzte Heide sei jüngst in einen Gewerbepark umgewandelt worden. Wahmhoff nutzte die Gelegenheit, um aufzeigen, wo in Sachen Naturschutz in Wallenhorst noch Luft nach oben ist, fand aber auch lobende Worte: „Ich weiß, dass es der Gemeinde ein Anliegen ist, den Bürgern naturnahe Gebiete näherzubringen.“ Das sei auch gut so, denn erst wer in der Natur verweile und sie genieße werde über die Zeit zum Naturschützer. Insgesamt könne Wallenhorst sich beim Naturschutz sehen lassen. Viele Menschen seien hier ehrenamtlich aktiv. „Auch in Kindergärten und Schulen passiert hier sehr viel.“ Er lobte ebenfalls den Niedersächsischen Weg, den Landesregierung, Bauern- und Umweltverbände gemeinsam gehen. Erste Erfolge seien bereits in Form von mehr Blühflächen sichtbar.
Diese Sichtweise teilte auch Bürgermeister Otto Steinkamp. Früher hätten die Leute sich beschwert, sobald die Pflanzen am Straßenrand etwas höher gewachsen seien. Heute würden sie sich darüber freuen, dass entsprechende Flächen als Blühstreifen genutzt würden. Auch andere Themen müssten jetzt politisch organisiert werden. „Wichtig ist dabei, dass wir das gemeinsam angehen – unabhängig vom Parteibuch.“
Preisträger Christian Voßgröne berichtete lebhaft und launig vom Hofleben mit den Tieren und Schulkindern. Er dankte besonders seinem Vater, der ihn bei dem Projekt von Anfang an unterstützt habe. Auch wenn dieser sich öfter wundere, was für eine Idee er nun schon wieder habe. Ebenso dankte Voßgröne den Lehrerinnen der Erich-Kästner-Schule, die die Bauernhof-AG betreuen und begleiten. „Ich merke seine totale Begeisterung für das, was er tut. Er ist wirklich ein würdiger Preisträger“, stellte Ludger Abeln fest. Das sah auch Steinkamp so: „Ich finde es richtig gut, dass da so viele Menschen eingebunden sind. Es ist eine Gemeinschaft, die von der Idee beseelt ist. Es fühlt sich gar nicht so nach Ehrenamt an.“
Musik im Rahmenprogramm
„Der Tag des Anstoßes wird noch unterhaltsamer als die gestrige Ratssitzung“, versprach Steinkamp eingangs und sollte damit Recht behalten. Dafür sorgte auch das musikalische Rahmenprogramm mit dem Frauenchor „Yellow“, der – von der Coronazeit geprägt – seine Liedauswahl unter das Thema Freiheit stellte. Chorleiter Christian Mews sprang zusätzlich noch mit einem Soloauftritt für die krankheitsbedingt verhinderte Akrobatik-AG der Angelaschule ein. Der studierte Jazzmusiker spielte „einfach mal drauflos“ und begeisterte mit Interpretationen am E-Piano ebenso wie stimmlich das Publikum. Für satten Sound in der Sporthalle sorgte die Brockhouse Big Band. Sie ist inzwischen quasi als Hausband für den Tag des Anstoßes gesetzt, passte in diesem Jahr jedoch besonders gut zur Ehrenamtsgala, denn ihr Gründungsort und Sitz liegt nur wenige Meter vom Hof des diesjährigen Preisträgers entfernt im Hollager Ortsteil Brockhausen.
Nächstes Mal Kunst und Kultur im Fokus
Zum Abschluss des Abends präsentierte Ludger Abeln das Thema zum nächsten Tag des Anstoßes. Es lautet „In Wallenhorst – Kunst und Kultur haben viele Gesichter“. Wer zum Thema passende Vorschläge für eine Preisträgerin oder einen Preisträger hat, darf sich gerne schon im Rathaus melden.