Ein Stück lokaler Geschichte erlebten die Zuschauer der Ratssitzung am Donnerstag (18. Dezember) in Wallenhorst, als der Tagesordnungspunkt 4.2 „Ehrung für 50-jährige Ratsmitgliedschaft“ aufgerufen wurde. Ganz im Stile des Jubilars – Hans Stallkamp. Dieser sorgte abschließend auch bei den Mitgliedern des Rates für eine große Überraschung: er trat zurück.
Seit dem 27. Oktober 1964 war Hans Stallkamp ununterbrochen Mitglied im Rat der Gemeinde Wallenhorst. 50 Jahre, einen Monat und 23 Tage, wie es Bürgermeister Otto Steinkamp auf den Punkt brachte. Er selbst habe davon zwar nur eine kurze Zeit mitbekommen – nämlich einen Monat und 18 Tage – doch müsse man nicht zwangsläufig Bürgermeister von Wallenhorst sein, um den Namen Hans Stallkamp schon einmal gehört zu haben, so Steinkamp. Das liege nicht zuletzt an seiner derzeitigen bundesweiten Medienpräsenz. Grundlage seiner 50-jährigen Ratsmitgliedschaft sei vermutlich Stallkamps unkonventionelle Art. Er engagiere sich für seinen Ort – in der CDU-Fraktion, in einer Gruppe oder als fraktionsloser Einzelkämpfer, je nach Bedarf. „Dabei ist er kein Opportunist, sondern wählt oftmals den unbequemeren Weg – ganz im Sinne seiner Anliegen“, erklärte Steinkamp. Und das verdiene Anerkennung und Respekt. Als Geschenk überreichte Steinkamp dem Jubilar eine vom Osnabrücker Künstler Dominikus Witte angefertigte Skulptur. Sie symbolisiere „Wallenhorst – vier Ortsteile, eine Gemeinde“, erläuterte der Bürgermeister. Dies sei vermutlich das einzige offizielle Präsent der Gemeinde Wallenhorst, das Stallkamp noch nicht erhalten habe. Bis dato sei es nur sechs Mal verliehen worden. Unter anderem an die Partnergemeinden und den Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode.
„Die Kommunalpolitik vor Ort lebt von solchen Menschen“, hob der Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Marco Trips, das Engagement Stallkamps hervor. Eine 50-jährige Tätigkeit in einem Gemeinderat sei vermutlich einmalig. „Das ist schon etwas Tolles“, so Trips. Sein Dank galt jedoch zunächst der Familie des Jubilars, der er das Buch „100 Dinge, die man in Niedersachsen getan haben muss“ überreichte. Ein Geschenk für Stallkamp selbst zu finden, sei schon schwieriger gewesen, da dieser im Prinzip schon alle Ehrungen des Städte- und Gemeindebundes erhalten habe. Mitgebracht hatte er die große Ehrenmedaille, musste sich jedoch zunächst beim Jubilar rückversichern, ob ihm diese nicht schon einmal überreicht worden sei.
Als Stallkamp selbst ans Mikrofon trat, wurde es von Minute zu Minute stiller im Saal. Er wolle heute Abend drei Dinge kundtun, erklärte er. Erstens beantrage er, dass der Rat den Bebauungsplan 167 ändern möge, mit dem Ziel, eine Rettungswache nahe des Porta-Kreisels bauen zu können. Die dazu erforderlichen Grundstücke stifte er dem Deutschen Roten Kreuz. Dieses Geschenk sei „mein Vermächtnis an das DRK“, so Stallkamp. Es solle als Dank an das Rote Kreuz verstanden werden, das zwei seiner Kinder im Alter von 13 und 20 Jahren nach Unfällen auf der B 68 gerettet habe, sowie als Dank an die Bürger der Gemeinde, die ihn 50 Jahre lang unterstützt hätten, erläuterte der 76-Jährige sein Ansinnen. Zweitens wolle er sich beim Bürgermeister, den Ratsmitgliedern und der Verwaltung bedanken. Dazu überreichte er jedem einzelnen eine Rose, dekoriert mit Schleifenband in den Farben Schwarz, Rot, Gold. „Schwarz für die CDU, Rot für meine roten Socken und Gold für die Ergebnisse meiner Arbeit und meine Familie“, beschrieb Stallkamp die Symbolik seines Geschenkes. Die Rose sei zur Versöhnung sowie als Dank gedacht. Drittens bat er Bürgermeister Otto Steinkamp, einen an diesen gerichteten Brief öffentlich zu verlesen – seine Verzichtserklärung. „Ich bin sicher, das Leben geht weiter“, kommentierte Stallkamp seine Entscheidung, die ihm alles andere als leicht gefallen sei. Steinkamp nahm die Erklärung an und zollte Hans Stallkamp seinen Respekt hierfür.
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