Sie fielen durchaus auf: Junge Damen liefen mit roten Rosen in der Hand am Freitag (24. Februar) durch die Aula des Wallenhorster Schulzentrums. Sie hatten jedoch nicht die nächste Runde einer RTL-Show erreicht – ihre Rose kam von „Bachelor“ Dieter Abkemeyer von der Bäckerei Berelsmann und wurde zuvor von den Schülerinnen sowie Schülern selbst aus Marzipan gefertigt. Sie informierten sich beim Berufsorientierungsparcours – kurz BOP – am Stand des Wallenhorster Unternehmens über Ausbildungsmöglichkeiten im Bäcker- und Konditorhandwerk. Insgesamt präsentierten 36 regionale Firmen rund 450 Schülerinnen und Schülern 44 Ausbildungsberufe bei der von der Servicestelle Schule-Wirtschaft der MaßArbeit gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Wallenhorst sowie den teilnehmenden Schulen organisierten Veranstaltung.
„Mitmachsachen kommen immer gut an“, sagte Abkemeyer und überreichte die nächste Rose an Phil Trennhaus von der Angelaschule. Das sah auch Melanie Paul von Purplan so, an deren Stand die Jugendlichen aus einer Schraube und zwei Muttern mithilfe von Säge und Feile einen Flaschenöffner bauen konnten. „Zur Vermittlung der Kenntnisse im Metall- und Anlagenbau und um den Umgang mit Werkstoffen zu zeigen“, wie Paul erläuterte. Das Konzept des BOP fände sie super. Die praktischen Übungen brächten auch für die Schülerinnen und Schüler mehr als eine reine Präsentation. Gut gefallen habe ihr auch, dass sich die Organisatoren nicht nur auf die Wallenhorster Alexanderschule und Realschule konzentriert hätten, sondern auch Schulen aus dem Umkreis eingeladen wurden.
Pflastern und pflanzen war die Aufgabenstellung beim Garten- und Landschaftsbaubetrieb Stockreiter – praktischerweise auf einem großen Anhänger auf dem Schulhof. „Für uns ist das super“, lobte Lena Haurand das Messekonzept. Sie hätten auch schon Vorstellungen und Vorträge gemacht, „aber da schalten die Jugendlichen eher ab.“ Eine gute Idee seien für sie auch die Laufkarten, mit denen die Schülerinnen und Schüler die besuchten Stände dokumentieren konnten. Einen weiteren Vorteil beschrieb Augenoptikermeisterin Nicole Mundt, an deren Stand die künftigen Nachwuchskräfte unter anderem Brillengläser schleifen konnten. Mit den Arbeitsproben könne man auch zeigen, dass der Beruf ein Handwerk sei. Die Arbeit dahinter sehe man als Kunde im Brillengeschäft ja normalerweise nicht.
„Ganz gut“ gefiel der Berufsorientierungsparcours auch Vanessa Westerkamp und Johanna Lünsmann. Ihren Traumjob hätten die beiden Realschülerinnen nach Besuchen an den Ständen von Polizei und Zahnarztpraxis zwar noch nicht gefunden, würden sich an den vielfältigen Ständen aber weiter umschauen.
Dass die Berufsbilder so vielfältig geworden seien, sei ein Grund dafür, dass die Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz heute so schwierig sei, sagte Bürgermeister Otto Steinkamp und verglich seine eigene Situation damals mit der seiner Kinder. Auch als Eltern sei man heutzutage vorsichtiger, wenn es darum gehe, dem Nachwuchs eine Ausbildungsempfehlung auszusprechen. „Daher ist es wichtig, dass wir Veranstaltungen wie diese haben. Da können Informationen eins zu eins weitergegeben werden.“ Auf die Eins-zu-eins-Situation freuten sich bereits die Hausherren, die Schulleiter Arne Willms und Stefan Schmidt. „Für uns ist es spannend zu beobachten, wie sich die Ausbildungsmesse zum Berufsorientierungsparcours entwickelt“, erklärte Schmidt. „Wir fragen uns, ob wir die Qualität noch erhöhen können.“ Er meine: ja. Das würden allein schon die Anmeldungen von den auswärtigen Schulen zeigen. Auch seien die Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet. Susanne Steininger, Bereichsleiterin der MaßArbeit, dankte den örtlichen Organisatoren für ihre Bereitschaft, Veränderungen mitzutragen. „Es ist mutig, dass Sie sich auf das neue Format und neue Strukturen eingelassen haben.“ Für eine Erweiterung des Konzeptes beim nächsten Mal hatte sie auch schon eine neue Idee mitgebracht. In anderen Orten hätte man die Eltern am Vorabend eingeladen, den Berufsorientierungsparcours zu durchlaufen und die Arbeitsproben zu testen.
Testen wollte auch Bürgermeister Otto Steinkamp. Am Stand der Gemeinde Wallenhorst bewerkstelligte er eine Aufgabe aus dem Bereich Materialeinkauf. Hier mussten Angebote und Konditionen verglichen und mit den Beschaffungsrichtlinien der Verwaltung abgeglichen werden, um herauszufinden, welcher Lieferant den Auftrag bekommt. „Er macht sich bis jetzt ganz gut“, fand Joleen Nardmann. Sie absolviert eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten und betreute gemeinsam mit den anderen Auszubildenden Hannah-Marie Kötter, Nils Tiedemann und Jakob Hawighorst den Stand der Gemeinde. Die Aufgabe hatte Steinkamp nach einiger Zeit gelöst, meinte aber doch: „Gut, dass ich als Bürgermeister selbst entscheiden kann.“