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Planloser Start ins Abenteuer Privatfernsehen

Sportreporterlegende Ulli Potofski erzählte beim „Treffpunkt Wirtschaft“ von den Anfängen einer neuen Industrie

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„Medien als Wirtschaftsfaktor – Abenteuer Privatfernsehen, wie eine neue Industrie entstand“ war das Thema der neunten Auflage des „Treffpunkt Wirtschaft“, zu dem die Gemeinde Wallenhorst und die Volksbank Bramgau eG am Donnerstag (19. September) ins Rathaus geladen hatte. Als Referent sprach der bekannte Sportkommentator Ulrich Potofski vor über 70 geladenen Gästen aus Handel, Gewerbe und Politik.

Als „Mann der ersten Stunde des Privatfernsehens“ nahm Potofski  die Anwesenden mit auf eine spritzige und humorvolle Reise durch sein bewegtes Berufsleben.

In seiner Begrüßung bescheinigte Bürgermeister Ulrich Belde dem Bambi-Preisträger und „Besten Sportkommentator 2012“, dass er es damals mit den ersten Sportsendungen im Privatfernsehen geschafft habe, Entertainment in die bis dato eher trockene Sportberichterstattung zu bringen.

„Er ist ein bekennender VfL Osnabrück-Fan“, zitierte Volksbank-Vorstand Heiko Ziegemeier aus einer Biografie Potofskis und ergänzte: „Das macht Sie zu einem sympathischen Gast“. Diesen Ball nahm der „Schalker Junge“ gerne auf und stellte zunächst klar, dass er weder VfL-Fan noch gelernter Koch sei. Nicht alles, was über ihn geschrieben werde, entspreche der Wahrheit, stellte er augenzwinkernd fest.

Seinen Einstieg in die Medienwelt fand Potofski bei Radio Luxemburg, wo er nach einem kurzen Probevorsprechen bei Frank Elstner von selbigem „ins kalte Wasser geworfen“ und mit weiteren Aufgaben betraut wurde. Seine unkonventionelle Art kam gut an. Auch der Umstand, dass er keine Ahnung hatte, wer seine  Interviewpartner waren und was sie machten, wurde ihm zum Vorteil. Denn wer nichts wisse, stelle die besseren Fragen.

Potofski erzählte, dass der damals neue Fernsehsender RTLplus 1984 mit 30 Mitarbeitern ziemlich naiv gestartet sei. Mit einem Jahresbudget, das  RTL heute für einen einzigen Tag benötige, sei die Qualität des Programms anfangs dementsprechend schlecht gewesen. Als der Sender später das erste Mal selbst Rechte an einer Sportübertragung erworben hätte – ein Tennismatch von Boris Becker gegen John McEnroe in Chicago – sei diese stolz angekündigte Liveübertragung auch gleich ins Wasser gefallen, denn das Match war bereits zu Ende, als die Sendung beginnen sollte: Man hatte sich schlicht bei der Zeitverschiebung verrechnet.

Mit Sportübertragungen könne man im Übrigen kein Geld verdienen, so Potofski, auch wenn eine Minute Werbung bei einem Klitschko-Boxkampf circa 200.000 Euro einbringen würde. Die Kosten dafür seien zu hoch. Die Sender investierten trotzdem hohe Summen, um sich mit diesen Übertragungen Marktanteile zu sichern. Die Finanzierung des Privatfernsehens sei eine Mischkalkulation. Gewinne – bei RTL im letzten Jahr rund 450 Millionen Euro – würden dann bei günstigen Produktionen erzielt, wenn diese eine hohe Einschaltquote und somit hohe Werbeeinnahmen einbringen würden.

Der Medienunternehmer „Ulli“ Potofski präsentierte sich abschließend noch von einer anderen Seite: als Kinderbuchautor und engagierter Bildungsvermittler. 50 bis 60 Lesungen halte er jährlich in Schulen ab. Dieses Engagement sei inzwischen zu seiner Lieblingsbeschäftigung geworden. In zwei von drei Familien gäbe es heutzutage kein einziges Kinderbuch. Er plädierte dafür, Kindern vorzulesen und sie zum Lesen anzuregen. Dies sei eine der wichtigsten Aufgaben. Denn dass Kinder und Jugendliche Probleme mit der Sprache und Schwierigkeiten hätten, sich auszudrücken, würde man nicht nur im Alltag, sondern auch als Arbeitgeber bei Bewerbungen von Auszubildenden merken, womit Potofski den Bogen zurück zur Wirtschaft schlug.