Am Montag (30. Juli) riefen die Vereinten Nationen weltweit zum fünften internationalen Tag gegen Menschenhandel auf. Mit den Opfern – zu einem hohen Anteil Frauen und Kinder – solidarisiert sich die Gemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten im Nordkreis und weist auf die Brisanz einer globalen, aber oft geringgeschätzten Tragödie hin. Schätzungen zufolge leiden weltweit insgesamt über 20 Millionen Menschen unter den Folgen. Einer der häufigsten Gründe für Ausbeutung ist der Zwang zur Aufnahme oder zur Fortsetzung von Prostitution.
Ein Viertel der Betroffenen deutsch
In Deutschland bewegten sich im Jahr 2015 rund 88 Prozent der Fälle von Menschenhandel im Bereich der Prostitution. 98 Prozent der Opfer waren Frauen und Mädchen. Oft fallen Migrantinnen aus wirtschaftlicher Not und Perspektivlosigkeit in ausbeuterische Hände. Doch rund ein Viertel der hierzulande von Menschenhandel Betroffenen sind Deutsche. Beinahe jedes fünfte Opfer ist minderjährig.
SOLWODI fordert ein Ende der Gewalt und Ausbeutung in der Prostitution
Die Osnabrücker Initiative SOLWODI e.V. fordert daher: "Die Liberalisierung der Prostitution, wie sie derzeit in Deutschland praktiziert wird, steht einer echten Gleichberechtigung der Geschlechter entgegen. Politik und Gesellschaft müssen sich grundsätzlich die Frage stellen, ob Prostitution zu unseren westlichen Werten und zum Artikel 1 des Grundgesetzes passt. Wir müssen umdenken und uns Alternativen überlegen, wie zum Beispiel das nordische Modell, und uns um Ausstiegsmöglichkeiten für die Frauen kümmern", so Martina Niermann, Leiterin SOLWODI Osnabrück. „Denn letztendlich kann das Prostituiertenschutzgesetz die Frauen, die den Schutz am meisten benötigen, nicht schützen, weil Prostitution für sie immer auch Gewalt und Ausbeutung bedeutet.“
Das nordische Modell
Länder wie Schweden, Norwegen oder Island machen vor, dass es auch anders geht. Beim so genannten "nordischen Modell" steht das Kaufen von Sex unter Strafe und den Freiern drohen Geld- oder gar Gefängnisstrafen von bis zu einem Jahr. In Schweden kommen deshalb laut einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation viermal weniger Opfer von Menschenhandel an als im benachbarten und deutlich kleineren Dänemark, wo Prostitution legal ist.
Neue Gesetzgebung lässt viele Fragen offen
Deutschland geht mit dem Prostituiertenschutzgesetz aus dem Jahr 2017 einen anderen Weg und versucht, mit Hilfe einer Anmeldepflicht die Prostitution stärker zu regulieren. Doch in Stadt und Landkreis Osnabrück hat sich bislang nur ein Bruchteil der Sexarbeiterinnen registrieren lassen. Auch das Problem des Menschenhandels löst das Gesetz nicht.