„Habe Mut zu dir selbst, und suche deinen eigenen Weg“, schrieb einst der polnische Pädagoge Janusz Korczak. Ausdrücklich in seinem Geist und ebenfalls mit dem Mut zu eigenen Wegen schlossen am Montag (24. September) das Gimnazjum nr. 12 aus dem polnischen Olsztyn / Alleinstein und die Alexanderschule Wallenhorst einen Partnerschaftsvertrag.
Diesen unterzeichneten im Walleenhorster Ratssaal der stellvertretende Schulleiter Tadeusz Karpowicz und Schulleiter Thomas Behning. An der Unterzeichnung nahmen außerdem Wallenhorsts Bürgermeister Ulrich Belde, Irmgard Vogelsang als Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Osnabrück e.V. und John Mc Gurk als Pate der Alexanderschule teil.
Die Hauptpersonen aber waren die rund 30 Schülerinnen und Schüler, die sich denn auch in das Goldene Buch der Gemeinde Wallenhorst eintragen durften. Die Hälfte von ihnen war am Sonntag (23. September) in Begleitung von vier Lehrkräften zum Schüleraustausch aus Polen angereist und verbrachte fast eine Woche in Wallenhorster Gastfamilien. Der Besuch der deutschen Jugendlichen hatte schon im Mai stattgefunden. Initiiert hatten den Austausch und damit letztlich auch die von der Europäischen Union im Rahmen des Comenius-Projekts geförderte Partnerschaft maßgeblich die Lehrer Jacek Sulkowski und Michael Hoffmann.
Für die Tage in Wallenhorst hatten die Gastgeber ein vielfältiges Programm aufgestellt. Ziele waren unter anderem die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Esterwegen und die Meyer-Werft in Papenburg. Auch am regulären Unterricht der Alexanderschule nahmen die Gäste teil.
Höhepunkt war indes die Vertragsunterzeichnung. Bürgermeister Belde nutzte diese, um auf das zehnjährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Wallenhorst und dem polnischen Stawiguda / Stabigotten (siehe eigenen Bericht), aus dem Jacek Sulkowski stammt, hinzuweisen. „Der äußere Rahmen einer formalen Partnerschaft ist wichtig, noch wichtiger aber sind die Menschen, die sich innerhalb dieses Rahmens über Grenzen hinweg begegnen“, erklärte Belde.
Tadeusz Karpowicz drückte die Hoffnung aus, der Vertrag werde „uns alle zu Freunden machen und uns allen Nutzen bringen.“ Sein Kollege Thomas Behning betonte, er freue sich besonders, dass der Vertrag unter besonderen Bezug zu Janusz Korczak stehe.
Der polnische Pädagoge hatte 1942 freiwillig rund 200 Kinder eines von ihm geleiteten Waisenhauses aus dem Warschauer Ghetto in das Konzentrationslager Vernichtungslager Treblinka begleitet. Dort wurde er mit den Kindern vergast, obwohl er selbst sich zuvor aus dem Ghetto hätte retten können.
Im Sinne von Korczaks Pädagogik formuliert der Partnerschaftsvertrag, den Paulina Romanowska und Marvin Aistermann vorlasen, den Willen, sich von „kindlicher Neugierde und Unbekümmertheit anstecken zu lassen und sich dem Wagnis des Aufeinandereinlassens zu stellen.“ Als „überzeugte Europäer“ wollen die Beteiligten beider Schulen ihr geschichtliches Erbe annehmen und – jeder mit seinem individuellen Profil – ein Teil des „wunderbaren Mosaiks“ werden, das sich dann nicht nur Europa nenne, sondern es tatsächlich sei. Der Anfang dazu ist seit dem 24. September gemacht.