Sie ist in Deutschland fast vergessen – und genau das soll sich nun ändern: Die Elsbeere ist Baum des Jahres 2011 und als solcher nun auch an vier Stellen im Wallenhorster Gemeindegebiet zu finden. Ein Exemplar pflanzten Vertreter des Heimathauses Hollager Hof e.V. und der Gemeinde Wallenhorst am Donnerstag (24. November) im Garten hinter dem Heimathaus.
Der Baum des Jahres wird jährlich von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bestimmt. Sie will damit die heimischen Baumarten verstärkt ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Um dieses Anliegen zu unterstützen, schenkt die Naturschutzstiftung des Landkreises Osnabrück ihren Städten und Gemeinden jeweils einen Baum pro 5.000 Einwohner. Die 24.000-Einwohner-Gemeinde Wallenhorst erhält also vier Bäume. Die übrigen drei Exemplare stehen im Bürgerpark, am Hof Duling und am Ruller Haus.
Der Wallenhorster Umweltbeauftragte Udo Stangier nutzte die Baumpflanzung, um über „Sorbus torminalis L.“ – so die wissenschaftliche Bezeichnung der Elsbeere – zu informieren. Mit ihrem aparten, charakteristischen Laub ist die lichtbedürftige Elsbeere aus der Gattung der Mehlbeeren (Sorbus) und der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ein heimischer Baum der Ebenen und Südhanglagen.
Weil ihr hochwertiges Holz früher sehr begehrt war und sie gleichzeitig zu wenig wieder aufgeforstet wurde, ist die Elsbeere selten geworden. Dabei ist sie ein in mehrfacher Hinsicht wertvoller Baum: Sie liefert gutes, hartes Möbelholz, und ihre weißen Blütendolden sind im Frühjahr eine ergiebige Nektarquelle, unter anderem für die selten gewordenen Wildbienen. Aus den im August und September reifenden rotbraunen Früchten lassen sich Marmelade und Gelee, Saft, Wein oder Obstbrand herstellen. Früher wurden sie außerdem als Medikament gegen Ruhr verabreicht, weshalb die Elsbeere auch als Ruhrbirne bekannt war.
Bis zu 200 Jahre alt kann eine Elsbeere werden. Dabei entwickelt sie sich zu einem stattlichen Baum mit ausladender Krone und einer Höhe von im Schnitt 15 Metern.
Als Vorsitzender des Heimathauses Hollager Hof bedankte sich Josef Pott bei der Gemeinde dafür, dass sie den Garten des Heimathauses als Standort dieses besonderen Baumes ausgewählt habe. Er stellte die Pflege der Heimatkultur als wichtigstes Ziel des Vereins heraus. Im Garten des Heimathauses stünden mehrere weitere alte Arten, die man immer wieder vor allem Schulklassen und Kindergruppen erläutere.
Bürgermeister Ulrich Belde würdigte die Arbeit des Vereins als identitätsstiftend. Ziel der Gemeinde sei gewesen, den Baum des Jahres an markanten Stellen und wichtigen Einrichtungen sichtbar zu machen.
Übrigens ist die Auszeichnung als Baum des Jahres nicht die erste öffentliche Würdigung der Elsbeere. Theologen des Kirchlichen Forschungsheims in der Lutherstadt Wittenberg kürten sie 1999 als ihren Beitrag zum damaligen „Lutherin-Jahr” zum „Lutherin-Baum”. Sie hatten herausgefunden, dass Frau Luther besonders gern Elsbeeren aß und Luther in einem Brief seinen Freund Johannes Agricola darum gebeten hatte, ihm für seine Frau die heißbegehrten Früchte aus Eisleben mitzubringen. Als Pendant zur berühmten Luthereiche in Wittenberg wurde damals eine Elsbeere als “Lutherin-Baum” vor dem Forschungsheim gepflanzt.