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Familienfreundlichkeit leben und kommunizieren

Vierter Wirtschaftstalk Wallenhorst widmete sich der familienorientierten Mitarbeiterbindung

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Familie und Beruf: Dass sich Beides in modernen Unternehmen nicht ausschließen muss und wie Betriebe jeder Größenordnung Familienfreundlichkeit als Mittel zur Mitarbeitermotivation und -bindung nutzen können, das zeigte der vierte WirtschaftsTalk Wallenhorst. Mit einer Vielzahl von Fachleuten sowie über 40 Gästen fand er am Freitag (24. September) im Rathaus statt.

Bei der Veranstaltung, die Wirtschaftsförderer Frank Jansing und Kornelia Böert als Beauftragte für Frauen, Familien und Senioren gemeinsam mit „Wir für Wallenhorst Marketing“ e.V. organisiert hatten, nahmen Referenten und Publikum verschiedene Aspekte familienorientierter Mitarbeiterbindung in den Blick. Die von Bürgermeister Ulrich Belde in der Begrüßung formulierte These, dass Familienfreundlichkeit nicht nur ein Entgegenkommen des Arbeitgebers, sondern in beiderseitigem Interesse sei, war dabei unstrittig. Jedoch trat in der Diskussion klar zutage, dass kleine und größere Unternehmen unterschiedliche Spielräume haben, Familienfreundlichkeit umzusetzen.

Unter Moderation von Michael Woltering, Leiter des Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) Osnabrück, Emsland, Grafschaft Bentheim, lieferte zunächst Irene Ossa-Moyzes vom Berliner Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ Beispiele für familienfreundliche Maßnahmen. Diese könnten sich sowohl auf Eltern von Kleinkindern als auch auf pflegende Angehörige oder ältere Beschäftigte beziehen. Allerdings seien passgenaue Maßnahmen für die jeweilige Branche nötig.

Als ersten Schritt empfahl die Fachfrau eine Bedarfsanalyse. Zudem seien oft Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen oder Kommunen ratsam. Ebenfalls wichtig: Kommunikation. „Über Familienfreundlichkeit darf nach innen und nach außen gesprochen werden“, betonte Ossa-Moyzes.

Mit dem Projekt „Väter in Familienunternehmen“ will Die Ursachenstiftung Osnabrück Familienorientierung speziell in mittelständischen Unternehmen unterstützen. Dazu hat sie vom Wallenhorster Marktforschungsinstitut Produkt und Markt 400 regionale Unternehmen mit zwischen 20 und 250 Mitarbeitern befragen lassen. Das Ergebnis zeige, erklärte Dr. Ludger Rolfes von Produkt und Markt, dass „vieles schon da ist, aber nicht kommuniziert wird“.

Die Kommunikation – so ergänzte Jürgen Wosnjuk als Vizepräsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland – könne für kleine Betriebe die Kammer übernehmen, etwa durch die Kampagne „Das Handwerk – die Wirtschaftmacht. Von nebenan“. Zudem sei in kleinen Firmen Unterstützung bei Kinderbetreuung oder Pflege oft ohne große Worte Ehrensache.

Erfolgreiche Maßnahmen müssten nicht zwingend spektakulär sein und seien dann auch für kleine Unternehmen interessant, bestätigte Dr. Klaus Stein von Die Ursachenstiftung. Oft könnten diese trotz wirtschaftlicher Grenzen im Miteinander Lösungen finden, von denen Arbeitnehmer und -geber profitierten.

Interessante Perspektiven bot auch die Podiumsdiskussion zum Thema. Darin stellte Karl-Heinz Bergmann vom gleichnamigen Osnabrücker Druckhaus seine Firma, in der gleich sieben Familienmitglieder tätig sind, vor. Deren Bindung sei das Geheimnis, wobei jeder auch schon mal extern gearbeitet hätte. Untereinander handle man nach dem Prinzip „Einer für alle, alle für einen“.

Als Personaldirektor der Georgsmarienhütte GmbH setzte sich Prof. Dr. Felix Osterheider für ein Unternehmensklima ein, „in dem es cool ist, Vater zu sein und in dem es Spaß macht, Familie zu leben“. Dazu seien auch Impulse nicht finanzieller Art nötig, aber auch finanzielle Investitionen würden sich auszahlen. Vieles organisierten die Mitarbeiter auch selbstständig untereinander.

Den wirtschaftlichen Nutzen von Familienfreundlichkeit unterstrich auch Frank Giesker, Marketingleiter der OKE Group GmbH aus Hörstel. So koste die Suche und Einarbeitung von neuem Personal deutlich mehr als die flexible Beschäftigung beispielsweise durch Teilzeit. Das Wichtigste sei die konsequent gelebte Überzeugung auf der Führungsebene, so Giesker, dessen Unternehmen Kindergartenplätze ebenso anbietet wie flexible Arbeitszeitmodelle und Gesundheitsmanagement.

Flexible Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitswesen gehören auch zum Angebot der ebm elektor-bau-montage GmbH aus Osnabrück, wie Geschäftsführer Andreas Ennen berichtete. „Unsere Mitarbeiter sind unsere Partner auf Augenhöhe, und deshalb sind auch deren Kinder Partner“, erläuterte er. Für das Unternehmen rentiere sich diese Haltung durch zufriedene Mitarbeiter.

Speziell einen Blick auf die Gemeinde Wallenhorst richteten abschließend Thomas Behning als Leiter der Alexanderschule, Kornelia Böert und Erste Gemeinderätin Karin Rodeheger. Während Behning die Partnerschaften zwischen Schulklassen und Betrieben vorstellte und Böert Netzwerke und Initiativen für Familien, informierte die Erste Gemeinderätin über das breite Angebot an Kinderbetreuung in der Gemeinde.