„Eines Tages Ende Mai zischten sie ganz dicht an meinem Fenster vorbei,” erinnert sich Wallenhorsts Umweltbeauftragter Udo Stangier. Später sah er sie häufiger abends unter das Dach des Rathauses fliegen. Die Rede ist von Mauerseglern, die erst nach sechs Jahren in “ihre” Nistkästen einzogen. Wie fing diese Geschichte an?
Die Idee zum Einsatz für den Mauersegler hat ihren Ursprung schon im Jahr 2003, als dieser vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) zum Vogel des Jahres gewählt worden war. Udo Stangier hatte beobachtet, dass deren Anzahl in Wallenhorst stetig zurückging. Das hatte mit der Restaurierung der St. Alexander-Kirche im Jahre 1990 zu tun. Damals waren die Risse im Mauerwerk unterhalb der Traufe mit Mörtel verschmiert worden, wo bisher Mauersegler hatten nisten können. Er fragte die Jugendfeuerwehr, ob diese nicht Nistkästen für den Vogel des Jahres bauen wollten, doch die hatten zu dem Zeitpunkt schon den Bau anderer Nistkästen im Jahresprogramm. Aber als im Jahre 2005 “Umweltschutz” das Wallenhorster Jahresthema für den “Tag des Anstoßes” war, baute der Feuerwehrnachwuchs die speziellen Nistkästen, die am 2. Mai 2005 rechtzeitig zur Rückkehr der Vögel aus Afrika mit Hilfe der Drehleiter unterhalb der Traufe am Rathaus installiert wurden.
Doch es dauerte ganze sechs Jahre, bis dieser Einsatz nun zum Erfolg führte. In zwei der insgesamt neun Brutkästen wurden jetzt erstmals Jungvögel aufgezogen. Als ihm der Osnabrücker Diplom-Biologe Axel Degen erzählte, er wolle junge Mauersegler in Gehrde und Glandorf beringen, fragte Stangier ihn, ob er nicht auch die Wallenhorster Mauersegler beringen wolle. Axel Degen beringt eigentlich Schwäne, Goldregenpfeifer und Singvögel, aber seit einigen Jahren bearbeitet er auch Mauersegler. “Wenn wir einfach an die Jungtiere herankommen, können wir das gerne machen”, antwortete Degen. Beim Bau der Nistkästen hatte niemand damit gerechnet, dass die Jungtiere einmal beringt werden könnten, daher fehlen Kontrollöffnungen. Also mussten die Kästen nun in luftiger Höhe ohne Hilfe der Drehleiter abgebaut und geöffnet werden, was die jungen Mauersegler jedoch gelassen hinnahmen. Insgesamt vier Jungtiere konnten Degen und Stangier mit Ringen der Vogelwarte Helgoland markieren.
Im nächsten Jahr wollen die beiden wieder den Nachwuchs beringen, denn es gibt noch einiges über diese interessanten Vögel zu erforschen. Nistplätze der Mauersegler sind nicht einfach zu erreichen und erst recht schwer ist es, die Jungvögel in die Hand zu bekommen. „Die Kästen am Wallenhorster Rathaus sind eine gute Gelegenheit”, so Degen, der sein Beringungsprogramm gerne auf eine breitere Basis stellen möchte. Udo Stangier will die Wallenhorster Jugendfeuerwehr fragen, ob sie nicht die Nistkästen abbauen und mit Hintertüren für die Beringung ausstatten kann. Rechtzeitig zum Mai 2012 müssten die Kästen dann wieder am Rathaus hängen.