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Den Tod persönlich nehmen

Fritz Roth sprach zum 15-jährigen Bestehen der Ökumenischen Hospizgruppe

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Trauer ist Liebe. Von diesem Grundsatz ging Fritz Roth aus, der am Montag (14. März) anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Ökumenischen Hospizgruppe Wallenhorst einen Vortrag im Rathaus hielt. Der Bestatter, Trauerbegleiter und Gründer einer privaten Trauerakademie forderte in einem leidenschaftlichen, frei gesprochenen Vortrag eine individuelle, nicht von Gesetzen oder Institutionen bestimmte Trauerkultur. Damit fesselte er die rund 100 Gäste im Ratssaal und regte sie zu weiteren Diskussionen an.

„Trauer kann man nicht mental, sondern nur emotional und sinnlich begreifen“, betonte Fritz Roth. Man müsse die „Toten in ihrer Endlichkeit“ sehen, statt sie möglichst schnell und vorschriftsmäßig beerdigen zu lassen.

Noch die Großeltern-Generation habe dies gelebt, indem Trauernde in verlässlich funktionierende menschliche Netzwerke eingebunden waren oder indem Tote wie selbstverständlich noch eine Zeitlang im Kreis der Familie aufgebahrt blieben. Die Verstorbenen wurden durch vertraute Hände versorgt und verabschiedet.

Heute hingegen würden die Menschen „immer sprachloser und einsamer“. Paragrafen regelten den Abschied von Verstorbenen, obwohl der Mensch doch auch andere Gefühl wie etwa die Verliebtheit nicht von Gesetzen bestimmen lasse. In diesem Sinne müsse man auch „den Tod persönlich nehmen“.

Richtig gelebte und ausgelebte Trauer sei eine Energiequelle. Dazu brauche man Zeit zum Abschiednehmen, Raum für Individualität und andere Menschen als „Gehhilfen“. Die allzu oft praktizierte Verdrängung des Todes hingegen beraube den Menschen schon im Leben. Denn „wer nicht weiß, was der Tod ist, weiß auch nicht, was das Leben ist, und kann es höchstens konsumieren.“

Zu Beginn der Veranstaltung hatten Pastor Hans-Georg Meyer-ten Thoren für die Hospizgruppe und Bürgermeister Ulrich Belde die Gäste begrüßt. Belde dankte bei diesem Anlass den 18 ehrenamtlichen Mitgliedern der Gruppe für ihr Engagement. Hospizarbeit bedeute, die Hand des Sterbenden zu halten, bis sie von woanders genommen werde. Diese Vorstellung vom Übergang in ein anderes Leben sei tröstlich, dennoch könne die Hospizarbeit belasten. Umso wertvoller sei es, um die mögliche Begleitung durch die Gruppe zu wissen.

Meyer-ten Thoren betonte, mit den Veranstaltungen zum 15-jährigen Bestehen wolle die Hospizgruppe sich zum einen vorstellen, zum anderen aber auch zum Nachdenken anregen. Die Themen Tod und Sterben dürften nicht dem Alltag entzogen werden – ein Anliegen, zu dem Fritz Roths Vortrag sicher einen Beitrag geleistet hat.