Jüngere Menschen kennen es nicht anders, die etwas älteren hingegen erinnern sich noch daran, wie die Gemeinde Wallenhorst 1972 aus den bis dahin selbstständigen Gemeinden Hollage, Lechtingen, Rulle und Wallenhorst gebildet wurde. Grund genug, die vor 40 Jahren vollzogene Fusion zum Jahresthema für den „Tag des Anstoßes“ 2012 zu machen. In der Berichterstattung dazu sollen Menschen und Aktivitäten dargestellt werden, die das Zusammenwachsen der Gemeinde gefördert haben. Höhepunkt wird dann die Abendveranstaltung im November sein, bei der ein/e Preisträger/in, der/die sich um das Jahresthema ehrenamtlich besonders verdient gemacht hat, mit dem „Stein des Anstoßes“ ausgezeichnet werden wird.
Wer einen Themenvorschlag für die Berichterstattung hat, kann sich unter Tel. (05407) 888-103 oder per E-Mail an Anke Rehling von der Gemeinde Wallenhorst wenden. Ansprechpartner für alle, die einen Preisträger vorschlagen wollen, ist Klaus Schwegmann unter Tel. (05407) 888-302 oder per E-Mailklaus.schwegmann@ . wallenhorst.de
Nicht nur ehemals selbstständige politische Gemeinden können zusammenwachsen. Auch viele Pfarreien rücken näher zusammen – so auch in Wallenhorst. Im November 2011 bildete das Bistum Osnabrück aus den katholischen Kirchengemeinden St. Alexander Wallenhorst, St. Johannes Rulle und St. Josef Hollage eine Pfarreiengemeinschaft. Als deren Pfarrer wurde zeitgleich Dietmar Schöneich eingeführt.
Seither hat der Geistliche viele Erfahrungen mit Chancen, Möglichkeiten, Bedingungen, Herausforderungen und Grenzen des Zusammenwachsens gemacht. Am Anfang, erinnert er sich, hätten bei vielen Gläubigen durchaus Bedenken im Vordergrund gestanden, „Sorgen um die Wertigkeit und die Eigenständigkeit ihrer Pfarrgemeinde“. Sicher seien manche Erinnerungen an die Bildung der Gemeinde Wallenhorst 1972 wachgeworden, vielleicht auch Unzufriedenheit mit dem politischen Prozess von vor 40 Jahren.
Und doch hält Pfarrer Schöneich nicht nur das Ortsteildenken im Wesentlichen für überwunden, sondern sieht auch die Pfarreiengemeinschaft auf gutem Weg. „Die Mitglieder der Gremien in den Pfarreien tragen das bis auf ganz wenige Ausnahmen mit“, hat er erfahren. „Sie wissen, dass es wegen der zurückgehenden Zahl der Priester, der Laienmitarbeiter und der Gläubigen keine Alternative gibt.“ Die Kirche müsse, so lange das noch möglich sei, das Gemeindeleben der Zukunft einüben, „damit es in einigen Jahrzehnten noch ein Gemeindeleben gibt – wenn auch ein anderes als heute.“
Ob auf diesem Weg in die Zukunft aus der Gemeinschaft von drei Pfarreien irgendwann eine einzige große Pfarrgemeinde mit dann rund 15.000 Gläubigen werden wird? Bislang sieht das Bistum Osnabrück eine solche Fusion nicht vor. „Eine Pfarrei wird erst aufgelöst, wenn sie die Grunddienste nicht mehr anbieten kann“, erklärt Pfarrer Schöneich. Das aber sei in allen drei Gemeinden nicht der Fall.
Trotzdem wurde natürlich auch im Rahmen der Pfarreiengemeinschaft schon Einiges zusammengefasst. So gibt es einen gemeinsamen Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit, ein weiterer für Mission, Entwicklung und Frieden ist in Planung. Die Vorstände der drei Pfarrgemeinderäte treffen sich ebenso untereinander wie die Rendanten, die zum Beispiel einheitliche Gebühren absprechen. Auch die insgesamt 15 Hauptamtlichen – darunter vier aktive Priester – sind gleichermaßen für die Katholiken in allen Pfarreien zuständig und ansprechbar.
„In nächster Zeit wollen wir die genauen Verantwortlichkeiten der Mitarbeiter klären“, kündigt der Seelsorger an. Diese sollen nicht an den Pfarrgemeinden, sondern an Aufgaben festgemacht werden.
Neben diesen Inhalten sind es auch Äußerlichkeiten, die die Gemeinschaft dokumentieren. Dazu zählen beispielsweise die gleichen Endungen der E-Mail-Adressen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils auf „@pg-wallenhorst.de“ – eine kleine Maßnahme mit beachtlicher Außenwirkung.
Aus all diesen und vielen anderen Gemeinsamkeiten soll allmählich ein echtes Gemeinschaftsgefühl wachsen. Manchmal gelingt das schon. So schildert Pfarrer Schöneich, dass zu seiner Freude immer mehr Menschen einen Gottesdienst nicht in der eigenen, sonder in einer der anderen Pfarrgemeinden der Gemeinschaft besuchen.
Trotzdem: Unterschiede und Eigenheiten bleiben den drei Gemeinden – und dürfen das auch. „Hollage hat eine spezifische Chorarbeit für alle Altersstufen, Rulle ist ein Wallfahrtsort, in Wallenhorst gibt es eine sehr breite Jugendarbeit“, nennt der Pfarrer Beispiele. Diese Markenzeichen müsse man gar nicht angleichen, sondern könne sie vielmehr nutzen, um voneinander zu lernen.
Allen drei Pfarrgemeinden gemeinsam sei die große Zahl engagierter Ehrenamtlicher. „Das ist unser größter Reichtum“, betont Pfarrer Schöneich. Mit so vielen mitdenkenden und mitgestaltenden Menschen lasse sich Vieles aufbauen, und die zahlreichen aktiven Verbände bildeten einen tragfähigen Kern der Gemeinden.
Auf dieser Grundlage blickt Dietmar Schöneich zuversichtlich in die Zukunft der Pfarreiengemeinschaft. Sein Ziel ist, „deutlich zu machen, dass von dieser Gemeinschaft alle etwas haben, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren.“