Wenn ein Unternehmen Zukunft haben soll, dann müssen die Verantwortlichen diese rechtzeitig gestalten – inklusive ihrer eigenen Nachfolge. Deshalb stand dieses wichtige Thema im Mittelpunkt des sechsten Wallenhorster WirtschaftsTalks am Dienstag (20. März) im Rathaus.
36 Gäste waren der Einladung von Wirtschaftsförderer Frank Jansing und „Wir für Wallenhorst“ Marketing e.V. gefolgt. Sie erlebten im Ratssaal ebenso kompetente wie interessante Referenten.
Als Moderator führte Unternehmensberater Gregor Heilmaier von der örtlichen Heilmaier und Heilmaier GmbH in das Thema ein. Anhand einiger Zahlen verdeutlichte er dessen Umfang und empfahl, „das Projekt Nachfolge“ zu starten, wenn der Unternehmensinhaber 55 Jahre alt sei. Denn man müsse mit einer Dauer von etwa fünf Jahren für den Prozess rechnen. Auch Familienunternehmen müssten diesen bewusst planen, denn nur rund 44 Prozent von ihnen würden innerhalb der Familie übergeben.
„Machen Sie die Braut schön!“ riet der Unternehmensberater. Konkret benannte er dafür sieben Erfolgsfaktoren, von der Entwicklung einer persönlichen Zukunftsperspektive des Übergebenden sowie eines Zeitplans über die objektive Bewertung der Firma bis hin zu einem gezielten und doch transparenten Informationsfluss. Bei all dem müsse der Kunde stets im Blick behalten werden. Auch solle man sich bis zur tatsächlichen Übergabe alle Formen der Nachfolge offen halten.
Dass örtliche Handwerker eine Übergabe nicht allein bewältigen müssen, sondern bei der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland Rat und Begleitung finden, betonte Betriebsberater Ansgar Göbel. Man wolle rechtzeitig sensibilisieren und setze dafür in einem aktuellen Projekt, das bis Ende Oktober 2013 laufe, spezielle Moderatoren/-innen ein. Die Kammer nehme zu den in Frage kommenden Chefs Kontakt auf, vermittle und berate. Ein ergänzendes Beratungsinstrument sei die Betriebsbörse nexxt change, über die man mit mehreren Partnern vernetzt sei.
Den Bedarf belegte Göbel mit Zahlen. Demnach gibt es in Wallenhorst derzeit 63 beziehungsweise 43 Firmen, deren Inhaber/-in mindestens 55 beziehungsweise 60 Jahre alt sind.
Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim begleitet ihre Mitgliedsbetriebe. Enno Kähler stellte die Maßnahmen wie die Nachfolgeberatung und den IHK-Nachfolger-Club vor. Auch die IHK beteilige sich an nexxt change.
Als problematisch erweisen sich aus Kählers Sicht häufig die unterschiedlichen Preisvorstellungen der Beteiligten und die unzureichend kommunizierten Vorstellungen von der Nachfolge innerhalb der Familie. Neben Finanzierungshemmnissen und hohen Anforderungen an den neuen Chef sähen Nachfolger „die Erbschaftsteuer als potenzielles Hindernis“, betonte Kähler.
Zwei Erfahrungsberichte aus der Praxis rundeten die Referate ab. Von einem „Management-Buy-out-Prozess“ wie aus dem Lehrbuch berichtete Michael Albers vom Wallenhorster Marktforschungsunternehmen Produkt + Markt. Nach dem plötzlichen Tod des Unternehmensgründers, der die Übergabe bereits eingeleitet hatte, habe man 2008 „innerhalb von Minuten“ den Einstieg langjähriger Beschäftigter vereinbart. Der Prozess habe einen stärkenden Impuls nach innen gegeben, sodass 2009 weitere Juniorpartner eingestiegen seien. Diese Entwicklung sei ein Beispiel dafür, dass viele Übergaben nicht gradlinig, sondern in Schleifen verliefen.
„Ins kalte Wasser geschubst“ fühlte sich Werner Stuhlemmer von Stuhlemmer Bodenbeläge aus Emsdetten. Sein Vater hatte bis zu seinem Tod mit über 80 Jahren keine Übergabe vorbereitet. Von heute auf morgen habe er selbst mit einem Unternehmensberater im Jahr 2010 die Übernahme geschafft. Schorlemmer betonte, er selbst wolle nicht so lange arbeiten wie sein Vater und bereite daher schon jetzt, im Alter von 55 Jahren, seine Nachfolge vor.
Mit ihrem Dank an die Referenten verbanden die Veranstalter zum Abschluss die Ankündigung des nächsten Wallenhorster WirtschaftsTalks. Er wird voraussichtlich im Herbst zum Thema Wirtschaftskriminalität stattfinden.