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A33-Nord macht keinen Sinn

Professor für Wirtschaftsgeografie analysiert offizielles Zahlenmaterial aus verkehrlicher Sicht

Mitteilung von

Am Mittwoch (2. März) stellte Dr. Jürgen Deiters, Professor für Wirtschaftsgeografie im Ruhestand an der Uni Osnabrück, seine Untersuchungen im Saal Lingemann vor. Dazu eingeladen hatten die Gemeinden Wallenhorst und Belm sowie die Bürgervereine von Wallenhorst und Icker und das Umweltforum der Naturschutzverbände. Das BürgerEcho und die NOZ hatten im Vorfeld über die Erstellung der Expertise berichtet, daher war das Interesse an dem Vortrag groß.

Circa 100 Zuhörer waren gekommen, um die Erkenntnisse des Wirtschaftsgeografen und Verkehrswissenschaftlers aus erster Hand zu hören. Prof. Deiters betonte zu Beginn, dass er keinen Auftrag von der Gemeinde erhalten habe, sondern die Untersuchung aus rein wissenschaftlichem Interesse durchgeführt habe. Die Diskussion zur A33 verfolge er als Osnabrücker Bürger seit vielen Jahren, und nun wollte er sich konkret mit den offiziellen Verkehrszahlen beschäftigen. Dazu habe er keine eigenen Untersuchungen machen müssen. Er habe sich auf die im Jahre 2013 im Auftrag der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr von der Ingenieurplanung Wallenhorst IPW erhobenen Zahlen, die im August 2015 veröffentlicht worden seien, gestützt.

Nachdem Prof. Deiters weitere Rahmenbedingungen und die offizielle „Verkehrsverflechtungsprognose 2030“ erläutert hatte, zeigte er anhand von Tabellen und Karten die Ist-Situation und die Prognose der Verkehre auf den Autobahnen und den untergeordneten Straßen rund um Osnabrück auf. Der Anteil des überregionalen Verkehrs auf der A33-Nord würde nur zwischen 42 und 45 % liegen und letztendlich würden auf einer zukünftigen A33-Nord nur ca. 13.000 Kfz in Nord-Süd-Richtung im Fernverkehr (Nordwest-Niedersachsen/Nordseehäfen / Nordhessen) fahren. Auch den vermeintlichen Durchgangsverkehr von Mautflüchtlingen auf der B68 durch Osnabrück, der von Vertretern der Stadt häufig benannt werde, könne eine A33 Nord nicht aufnehmen, da dieser unter 1 % liege und somit quasi nicht existiere. Der Verkehr in Osnabrück sei Ziel- und Quellverkehr der Region.

Prof. Deiters erklärte weiterhin, die A33-Nord könne auch nicht die gleiche verkehrliche Wirkung für den Verkehr in der Stadt Osnabrück haben wie die A30 zwischen den Kreuzen Lotte und OS-Süd. Die A30 sei 1967 zuerst als B65 zur Südumgehung von Osnabrück gebaut worden und erst 1975 zur A30 hochgestuft worden. Aus dieser geschichtlichen Entwicklung habe sie vier Anschlussstellen auf nur 12 Kilometern Strecke. Diese Verhältnisse und deren Auswirkungen auf den innerstädtischen Verkehr könnten nicht auf einen Bau der A33-Nord übertragen werden.

Leider sei die Nutzen-/Kosten-Berechnung für die A33-Nord, auf die er sehr gespannt sei, noch nicht veröffentlicht. Diese müsse aber spätestens mit dem Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes (BVWP) 2015 einsehbar sein. Die Grundlagen für diese gesamtwirtschaftliche Betrachtung und Bewertung seien für den jetzt kommenden BVWP neu erstellt und sollen realitätsnäher als die bisherigen sein. Ein Kosten/Nutzen-Verhältnis > 1 sei die Voraussetzung zur Aufnahme eines Projektes in den BVWP 2015.

Das Fazit von Prof. Deiters:

  • Der Bau einer Bundesautobahn mit einer Kapazität von bis zu 70.000 Fahrzeugen sei für nur ca. 13.000 Kraftfahrzeuge des überregionalen Verkehrs nicht zu rechtfertigen.
  • Der Ausbau der A30 südlich von Osnabrück auf 6 Fahrstreifen könnt den Mehr-Verkehr, der sich nach den Lückenschlüssen der A30 bei Bad Oeynhausen und der A33-Süd bei Halle ergeben werde, problemlos bewältigen.
  • Ein Ausbau der A30 südlich von Osnabrück könne sogar vermieden werden, wenn man die Auffahrten zur A30 mit einer Zuflussregelung durch Ampeln ausgestattete. Alternativ könne auch der Standstreifen temporär freigegeben werden. Dies könne die Kapazität um 25 bis 30 % steigern. Beispiele für diese beiden Maßnahmen gebe es ausreichend und erfolgreich erprobt in Nordrhein-Westfalen.

Das vorhandene Autobahnnetz besitze also noch erhebliche Kapazitätsreserven, die ausgeschöpft werden sollten, ehe der Bau neuer Autobahnen geplant werde, resümierte Prof. Deiters.

Abschließend forderte Prof. Deiters dazu auf, sich kritisch mit seinen Berechnungen zu befassen und mögliche Fehler oder auch Anregungen unter seiner E-Mail-Adresse jdeiters (at) uni-osnabrueck.de mitzuteilen.

Die Expertise von Prof. Deiters wird die Gemeinde Wallenhorst als Grundlage für ihre Stellungnahme zum BVWP 2015 nehmen. Die Expertise ist über die Homepage der Gemeinde Wallenhorst www.wallenhorst.de abrufbar unter der Rubrik Bauen & Umwelt / A33 Neubau der BAB oder direkt auf der Homepage www.stoppt-a33-nord.de.

Der Entwurf des Bundesverkehrsministeriums zum Bundesverkehrswegeplan 2015 ist am 21. März veröffentlicht worden. Vom 21.03.2016 bis zum 02.05.2016 soll die Öffentlichkeitsbeteiligung über das Internet möglich sein.