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Seilbahn durch die Königstannen

Schulklasse aus Coesfeld erlebt tollen Tag an der Hollager Mühle mit Erlebnispädagoge Christian Pösse

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Es gehört schon eine Portion Mut dazu, einen 20 Meter hohen Berg an einem selbst gespannten Seil hinab zu gleiten. Doch die Kinder der Gecko-Klasse der Integrativen Montessori-Schule aus Coesfeld meisterten diese Herausforderung ganz souverän. Sie verbrachten als Gäste der Jugendfreizeitstätte Hollager Mühle mit dem Erlebnispädagogen Christian Pösse einen außergewöhnlichen Tag in den Königstannen.
Schon der Fußmarsch dorthin war spannend, denn der zertifizierte Natur- und Landschaftsführer und Magister der Sport- und Erziehungswissenschaften verstand es, die Kinder spielerisch für die Besonderheiten des Ökosystems Wald zu begeistern. So versteckten sie wie die Eichhörnchen Nüsse im Waldboden und versuchten dann, sie wieder aufzuspüren. Auch machten sie die Erfahrung, in einem Vertrauensspiel mit einem Partner an der Hand den Wald mit geschlossenen Augen zu erkunden, und lauschten kindgerechten Naturgeschichten.

Auf diese Weise war das Ziel schnell erreicht: die Sanddüne „Schwegmanns Tempel“, eine geologische Besonderheit im Natur- und Geopark TERRA.vita. Hier ließen die Kinder ein langes Seil 20 Meter in die Tiefe und spannten es um einen Baumstamm. Dabei war die Mitarbeit aller gefragt, denn es galt, im gleichen Takt mit voller Kraft am Seil zu ziehen.

Dabei erweiterten die Kinder nicht nur ihren fremdsprachlichen Wortschatz, indem sie französisch und englisch zählend den Takt vorgaben, sondern erfuhren auch noch Einiges über physikalische Gesetzmäßigkeiten. Am praktischen Beispiel vollzogen sie beispielsweise nach, was Schwerkraft ist und wie viel Kraft sich hinter der Maßeinheit eines Newton verbirgt.

Nach getaner Arbeit wählte Pösse einen „TÜV-Prüfer“ aus, der sich als erster am Seil in die Tiefe wagen sollte. Als mutiger Pionier fuhr Simon unter dem Beifall der ganzen Klasse den Berg hinunter, gesichert mit Gurt und Helm.

Nach so viel Action hatten die Kinder sich das Mittagessen redlich verdient. Damit warteten Hausleiter Andreas Thünker und seine Frau Anke schon an der Penter Schützenhalle. „So einen besonderen Service gibt es nicht oft“, lobte Pösse das Engagement des Ehepaars Thünker, das mit der Mahlzeit auch Tische und Bänke von der Hollager Mühle hergebracht hatte.

Nach der Stärkung testeten auch die übrigen Jungen und Mädchen die Seilbahn Marke Eigenbau. Der Erlebnispädagoge hatte noch weitere Überraschungen im Gepäck. So versuchten sich die Kinder als Bogenschützen und schufen in einem „Landartprojekt“ ein Kunstwerk aus Naturmaterialien.

Gerade die Arbeit mit Kindern sei für ihn immer wieder eine schöne Erfahrung, so Pösse. Sie zeigten oftmals erstaunliche Qualitäten und könnten ihre Persönlichkeit durch herausfordernde Gruppenerlebnisse in der Natur entdecken. Dieser Bezug zur Natur sei gerade heute wichtig, deshalb sollten seine Projekte die Lust am „Draußenspielen“ wecken. Sein Outdoortraining im Naturpark TERRA.vita, das er seit mehr als zehn Jahren auch für Jugendliche und Erwachsene anbietet, könne auch in der Sucht- und Gewaltprävention oder bei Schulverweigerern Motivation wecken.

Der Gründer der OS Wald Erlebnispädagogik arbeitet seit einem Jahr mit der Hollager Mühle zusammen. Deren Gästen bietet er auch Aktivitäten wie Kanutouren, Abenteuerspiele oder Klettern an. Dabei begeistere ihn die familiäre Atmosphäre in der Mühle immer wieder aufs Neue.

Dass diese dem Gruppengefühl gut tut, bestätigte auch Ute Schmitz, die Förderlehrerin der Gecko-Klasse. Zusammen mit Klassenlehrerin Gunda Hajung und der pädagogischen Mitarbeiterin Marita Brüske betreut sie die Kinder der Jahrgänge 1 bis 4, die in einem Klassenverband zusammengefasst sind. Für die Gäste aus Coesfeld war es der erste Besuch in der Hollager Mühle. „Aber wir kommen wieder“, versichert Ute Schmitz, die von ihrer Tochter nach deren eigenem Schullandheimaufenthalt auf die Mühle aufmerksam gemacht worden ist.

Diese erfreue sich in Schulkreisen großer Beliebtheit – mit gutem Grund, wie Ute Schmitz fand. Denn das weitläufige naturnahe Gelände mit Mühlenteich und Mühlenbach biete jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten: „Da braucht man fast gar kein Programm!“ So hätten die Kinder auch ihre sonst heiß geliebten elektronischen Geräte, die auf der Fahrt verboten seien, nicht vermisst.